Alberto Ginastera

Erweitertes Hören
Während die Grenzen der verschiedenen Künste durchlässig geworden sind, scheint die Orchester-Musik wie diese Entwicklung ausgespart zu haben. Dabei sind die Potenziale und Chancen des „erweiterten Hörens“ kaum zu unterschätzen – welche Ebenen dieser Begriff umfasst und welche Zielvorstellungen sich daraus ableiten, sollte im gemeinsamen Gespräch diskutiert werden. Bei den meisten Konzerten der größeren Häuser scheint es monolithisch eingemauerte Rituale zu geben – formale, ästhetische und inhaltliche Abweichungen sind schwer durchsetzbar. Auf verschiedenen Ebenen reproduzieren sich die immer gleichen Konventionen. Von der Szenografie des Konzerts bis zur Programmgestaltung selbst scheinen die Spielräume für Kunstproduzent_innen in diesem Bereich eingeschränkt. Die Aufgaben zwischen Orchester und Publikum sind dabei so klar getrennt, wie die Bühne vom Zuschauerraum – ein Dialog findet kaum statt. Die schweigende Übereinkunft zwischen Produzentinnen, Publikum und medialer Öffentlichkeit, scheint auf ungestörte Kunstgenuß zu zielen, der ohne Weiteres verdaulich ist. Dabei bleiben Synergie-Effekte auf der Strecke, die aus einer Erweiterung des Diskurs, der Einbeziehung verschiedener Medien und Künste oder der Suche nach neuen Formaten entstehen könnten – alle Zwischen- und Obertöne werden gedämpft. Die Legitimität dieser Performance wird nicht mehr in Frage gestellt; Öffnungen zu anderen Diskursen oftmals sogar mißbilligt. Dabei – das ist unser Verdacht – lohnte es sich, diese Bezüge zu suchen, anstatt auf geschlossene und damit hermetische Formate zu setzen. Treue zum Original kann dabei nicht der Maßstab sein, wenn in der „neuen Musik“ gar jene Öffnungen, die Komponisten wie Eisler, Nono, Dessau und viele andere angelegt haben, aktiv ausgespart werden. Im Bereich der Klassik liegt der Primat nach wie vor auf geschlossenen Formaten.

Regie: Aron Kitzig

Kamera: Aron Kitzig

Pianist: Marc Tritschler

Komponist: Alberto Ginastera „Prelude NR.6“