Gustav-Mahler

Visuelle Unbestimmtheit in der generativen neuronalen Kunst

Collagen zu Gustav Mahlers »Das Lied von der Erde« – Ein Internet-Projekt der Symphoniker Hamburg zwischen Musik und neuer Medienkunst von Daniel Kühnel und Aron Kitzig.

„If you don’t like the reflection. Don’t look in the mirror.“

1.„Für Diebe sind es Gefängnisse, für Künstler Museen“. (Jean Tinguely)

Das Internet als Antimuseum bzw. Aufführungsort ist ein Ort mit Einschränkungen aber durchaus aus auch einer mit unvorhersehbaren Möglichkeiten. Ein Ort, der sich ständig weiterentwickelt und wo eigene Regeln herrschen. Anhand von Mahlers Aussage „…mit allen Mitteln der vorhandenen Technik eine Welt aufbauen…“ Denke ich ist es ein Interessanter Ansatz die Möglichkeiten von Musik und Bild auf eine neue Ebene zu stellen, auf welcher die „Unbestimmtheiten“ durch Gegenüberstellungen musikalischer und bildlicher bzw. Ergänzungen in ein neues Erlebnis überführt werden. Dadurch entsteht ein neuer Zugang, ein neues Bewusstsein. Es soll die Grenzen neuer Technischer Mittel ausloten und auf seine Potenz der möglichen Emotionalen Zugänge bzw. seiner Wissens Vermittlungen zu untersuchen.

2.„Bewegungspartituren aus dem Schutthaufen des Internets“

Das Internet ist voll von Daten jeglicher Art, Die GANs nutzen diesen „Datenmüll“ welcher durch jeden einzelnen von uns täglich produziert wird um zu „lernen“ bzw. eine „Vorstellung“ von Objekten zu (re)produzieren. Es gilt die Voraussetzung, dass die geistigen Schöpfungen aufs Engste mit den sensorischen Ereignissen verknüpfen, zu untersuchen.

Das ist was ich hier die „Feedback Schleife“ nennen will. Also das Ping-Pong Spiel zwischen Sender und Empfänger, zwischen Maschine und Rezipient, zwischen Musik und Bild.

3. Quo vadis BigGAN

GANs sind „vortrainierte“ Bilddatenbanken welche aus dem „Datenmüll“ des Internets ihre Bilder beziehen. Sie können visuelle Unbestimmtheit generieren, indem sie plausible Kompositionen und Texturen erstellen, die sich dennoch einer kohärenten Erklärung entziehen. Dies sind die „GAN-Bilder“, die in neueren Kunstwerken häufig verwendet werden. Die visuellen Unbestimmtheiten können als Wahrnehmungsprozess verstanden werden kann. GANs bieten ein potenzielles Werkzeug für die Kunst, welche auf der Modellierung von Wahrnehmungsunsicherheit basieren.

4. „Kunst wird dann am spannendsten, wenn sie psychologische Konflikte, Verwirrung oder Dissonanz erzeugt.“ (Robert Pepperell)

Das GAN hebt unsere Erinnerungssplitter an die Oberfläche und knüpft sie zu einem neuen Narrativ zusammen.

Nicht die Ästhetisierung der von „GANs“ geschaffenen Objekte, sondern die Aisthesis, das Erkennen mit den Sinnen welche durch den digitalen Reflektionsraum (Musiker-Zuschauer) und die erweiterte Wahrnehmung durch Inter-Aktion mit den Video-Objekten stellen hier den Interessanten Aspekt dar. (Ergänzung) „Alles Bewusstsein ist etwas“ (Henri Bergson)
Was die Phänomenologie zur Norm erhebt, sind die „natürliche Wahrnehmung“ und ihre Bedingungen. Nun sind Bedingungen existentielle Koordinaten, die eine „Verankerung“ des wahrnehmenden Subjektes in der Welt definieren, ein In-der-Welt-sein, eine Öffnung zur Welt, die sich durch das „alles Bewusstsein ist Bewusstsein von etwas“ ausdrückt. Von daher versteht sich die -wahrgenommene oder vollzogene- Bewegung sicher nicht im Sinne einer „Idee“, die sich in Materie vergegenwärtigt, sondern als eine Empfindungsform (Gestalt), die das perzeptive Feld in Abhängigkeit von einem intentionalen Bewusstsein die Situation organisiert.

Text: von Aron Kitzig

Sylvain Cambreling, Leitung – Nicholas Angelich, Klavier – Martha Argerich, Klavier – Jean-Efflam Bavouzet, Klavier – Daniel Behle, Tenor – Andrei Ioniță, Violoncello – Julia Kleiter, Sopran – David Orlowsky, Klarinette – Michael Volle, Bariton – Kammerensemble der Symphoniker Hamburg – Aron Kitzig, Video, Bilder, Text – Lars Dreiucker, Text, Bilder – Kobi Ben-Meir, Bilder